«Ein Mehrfamilienhaus unter der Erde»

22.01.2024

| Luzern

| Logistik

Kriege sind derzeit leider in aller Munde. Doch auch bei Überschwemmungen, Grossbränden und weiteren Katastrophen können die Zivilschutzanlagen hochgefahren werden. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, halten die Infrastrukturwarte der ZSOpilatus die komplexen Bauten für uns in Schuss.

Recht auf einen Schutzplatz fast nur in der Schweiz

Im Ernstfall hat jede Bürgerin und jeder Bürger in der Schweiz Anspruch auf einen Schutzplatz. Neben den privaten und öffentlichen (kommunalen) Schutzräumen, welche durch ihre Eigentümer unterhalten werden, verfügt die ZSOpilatus über 13 Zivilschutzanlagen und ist für deren Wartung verantwortlich. Unter anderem die Anlage Rönnimoos, die jederzeit einsatzbereit ist – sei dies als Unterkunft für Flüchtlinge, als kurzfristige Unterbringung von Evakuierten bei Hochwasser- oder Brandereignissen oder eben als Schutzanlage und Kommandoposten in einem Kriegsfall.

Das Recht auf einen Platz in einem Schutzraum ist allerdings nicht so selbstverständlich, wie es vermuten lässt. In unserem Nachbarland Deutschland beispielsweise wurde die funktionale Erhaltung von Schutzräumen im Jahr 2007 eingestellt. Mit der Anlage im luzernischen Sonnenbergtunnel hatte die Schweiz gar die weltweit grösste Zivilschutzanlage mit bis zu einer Kapazität von 20‘000 Schutzplätzen. Im Jahr 2005 wurde diese allerdings aufgehoben.

Zivilschutzanalgen sind komplex

Dass der Unterhalt der derzeitigen Anlagen eingestellt wird, ist nicht denkbar. Bei den Anlagen der ZSOpilatus handelt es sich einerseits um sogenannte Kommandoposten mit Büros, Telefon-, Stabs- und Kommandoräumen für den Gemeindeführungsstab, Sanitätshilfsstellen, Bereitstellungsanlagen (Einsatzmittel) und Kulturgüterschutzräume. Unter der Leitung von Benedikt Rigert, Fachverantwortlicher Anlagen und Material, werden alle 13 Anlagen der ZSOpilatus vier Mal im Jahr instandgehalten und in Betrieb genommen.

Auch Anfang Januar hiess es für die Infrastrukturwarte wieder Bauwerk kontrollieren, Notstromaggregat testen und Funktionskontrollen durchführen. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass die Anlage jederzeit einsatzbereit ist. „Muss die Anlage aufgrund eines Ereignisses in Betrieb genommen werden, sind wir im Stande, diese zwei Wochen autonom zu betreiben“, sagt Rigert. Das heisst, Wasservorrat, Dieseltank und Luftfilter sind auf 14 Tage mit voll ausgelastetem Betrieb ausgelegt.

Wasser lagert über mehrere Jahre im Tank

Da es im Notfall schnell gehen muss, sind die Diesel- und Wassertanks je nach Anlagetyp teilweise oder ganz gefüllt. So kann es auch vorkommen, dass das Trinkwasser bereits mehrere Jahre im Tank gelagert ist. „Das Wasser ist in den Tanks vollkommen vom Licht abgeschirmt und einer stetigen Temperatur ausgesetzt“, erklärt Rigert weiter. Dennoch würde man im Ernstfall eine Wasserprobe entnehmen und auf die Qualität prüfen. Im Grunde bleibt aber die Trinkwasserqualität auch über mehrere Jahre bestehen.

Anlagen wandeln sich

Dass die Anlagen immer den neuesten Entwicklungen angepasst werden, sieht man auch in den ehemaligen Operationssälen. Gerade die Anlage Rönnimoos war ursprünglich auch für Operationen ausgestattet. Krankenbetten und alte Medikamentenschränke zeugen noch davon. Heute werden die Räumlichkeiten anderweitig genutzten, die Krankenbetten dienen mittlerweile als normale Betten.

Ein Wandel, den auch Josef Bucher, Oberleutnant und Mitarbeiter Anlagen und Material, in seinen rund 35 Jahren erfahren hat. „So eine Anlage funktioniert im Ernstfall wie ein Mehrfamilienhaus“, sagt er. Denn neben den Schlafräumen gibt es Küchen, Duschen, WC’s und Aufenthaltsräume.

Für Bucher ist es immer wieder eine Freude, wenn er in die Anlagen der ZSOpilatus abtauchen, Filter auswechseln und Aggregate kontrollieren kann und damit der Bevölkerung im Notfall seinen Dienst erweist.

Autor

Lorenz

Zahler

ZSOpilatus Mediengruppe

Film

Mauro

Schweizer

ZSOpilatus Mediengruppe